Aktivist:innen des CompassCollective unterstützen die Rettung von Flüchtenden auf dem Mittelmeer. Mit unserem Segelboot TROTAMAR III finden dreiwöchige Beobachtungseinsätze statt, bei denen wir Menschenrechtsverletzungen dokumentieren, nach Seenotfällen Ausschau halten und bei Rettungseinsätzen von größeren (Rettungs-) Schiffen assistieren. Im Notfall retten wir.
Aktuelles
Trotamar III – 60 Menschen an Bord
Über Funk hat die Crew der Trotamar III gestern einen Seenotruf für ein Boot in der tunesischen Search & Rescue-Zone empfangen und hat sich auf die Suche nach dem überfüllten Schlauchboot gemacht. Gegen 19 Uhr hat die Crew das Boot mit über 90 Menschen an Bord gefunden. Zu diesem Zeitpunkt war es bereits dunkel. Wasser…
Mehr lesenTrotamar III – Vorbereitung auf den Einsatz
Die Crew liegt mit der Trotamar III vor Anker bei Linosa und bereitet sich weiterhin auf ihren Einsatz vor. Mit dem Dinghi, unserem Beiboot, üben die Crewmitglieder die Kontaktaufnahme mit einem Fluchtboot, das Verteilen von Rettungswesten und das Bergen von bewusstlosen Personen.An Bord der Trotamar III ist umfangreiches Rettungsmaterial vorhanden, um Menschen in Seenot zur…
Mehr lesenCrowdfunding – Zweiter Skipper für CompassCollective
Am 25.10. startete unsere erste Crowdfundingkampagne! Wir sammeln Geld für einen amtlichen Segelschein (den Sportseeschifferschein) für Johannes, der bereits zwei Einsätze der Trotamar III mitgefahren ist. Derzeit hat CompassCollective nur einen Skipper mit den notwendigen Qualifikationsnachweisen. Um die Last zukünftig auf mehr Schultern verteilen zu können, ermöglicht CompassCollective Johannes den Segelschein zu machen. Ab 2025…
Mehr lesenUNSERE MOTIVATION
Auf der Flucht vor Krieg, Verfolgung, Folter, Hunger, Elend oder Vergewaltigung brechen täglich Menschen aus ihrer Heimat auf. Sie fliehen aus Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Sie fliehen, weil ihr Leben bedroht ist. Sie verlassen Familie, Freund:innen, liebgewonnene Regionen ihrer Heimat und machen sich auf den Weg.
Dabei verschärft sich die Not durch die strukturelle und personelle Gewalt, die Flüchtende auf ihrem Weg erleben. Ganz Nordafrika, besonders das Bürgerkriegsland Libyen, ist dabei für Hunderttausende eine Zwischenstation, die sich zu einer Hölle entwickelt hat. Es existieren keine legalen Wege, über die sich bedrohte Menschen in Sicherheit bringen können.
Das Recht auf Asyl schließt das Recht auf freie Bewegungsfreiheit ein. Seit Jahren treten die europäischen Nationalstaaten diese Rechte mit Füßen. Die „Festung Europa“ wird verteidigt, mit immer mehr Grenztruppen und Zäunen. Wir halten die EU-Binnen- und Außengrenzen für institutionalisierten Rassismus. Das Mittelmeer wirkt wie ein Zaun. Es gibt kein Durchkommen, außer unter Lebensgefahr.
Es gibt keine illegalen Menschen und auch keine Menschen zweiter Klasse. Unabhängig der Herkunft besitzt jeder Mensch eine unantastbare Würde und damit das Recht auf Leben, auf körperliche Unversehrtheit, auf sexuelle Selbstbestimmung und auf Ausübung der eigenen Religion. Aus diesem Grund nehmen wir es nicht hin, dass Menschen wegen unserer wirtschaftlichen Interessen, unserer Ignoranz und unserer Intoleranz in ihrer Not auf der Flucht allein gelassen werden und dabei im Meer ertrinken müssen.
Wir stellen unsere Arbeit in den globalen Zusammenhang von Kritik an struktureller Ungerechtigkeit, Ausbeutung, Unterdrückung und kapitalistischen Wirtschafts- und Denkstrukturen. Wir solidarisieren uns mit allen emanzipatorischen Bewegungen weltweit.
UNSER HANDELN
Wir reihen uns ein in die Gemeinschaft der „civil fleet“, der zivilen Seenotrettung im Mittelmeer.
- Wir wollen die Menschen auf der Flucht über das Mittelmeer vor dem Tod durch Ertrinken oder Verdursten bewahren und ihre unmittelbare Not lindern.
- Wir dokumentieren Menschenrechtsverletzungen auf dem zentralen Mittelmeer.
- Wir informieren mit unserer Arbeit und machen damit auf die Schicksale flüchtender Menschen und die humanitäre Katastrophe im Mittelmeer aufmerksam.
Radiobeitrag:
Am 21. Juni, auf ihrem vierten Einsatz im Jahr 2024, rettet die Crew der TROTAMAR III 64 Menschen aus Seenot. Der Skipper des Einsatzes, Matthias, erzählt im Interview bei Radio Dreyeckland wie das genau ablief und was unsere Motivation ist, sich der zivilen Flotte anzuschließen.
UNSERE VISION
Grenzenlos – denn wir halten Nationalstaaten und kapitalistische Ausbeutungsstrukturen für eine der Grundlagen des Rassismus und der Abschottungspolitik in Europa. Im Moment bleibt uns nur, unsere eigenen Grenzen zu verschieben, uns auf den Weg zu machen und Menschen an den EU-Außengrenzen im Mittelmeer zu unterstützen.
Wir sind aktionserfahrene Aktivist:innen aus dem Wendland. In der Auseinandersetzung mit der Atompolitik haben wir Bündniserfahrung gesammelt; wir können netzwerken und mit der Gegenseite in einen Dialog treten; wir können Situationen deeskalieren; wir haben jahrzehntelange Erfahrungen mit Basisdemokratie und dem Konsensprinzip. Und doch sind wir offen und neugierig auf ein neues Handlungsfeld und freuen uns auf neue Erkenntnisse, neue Zusammenarbeit, Teamarbeit und eigenes Wachsen, nicht nur mit der Absicht politische Veränderungen zu bewirken, sondern auch selber handlungsfähig zu sein – gegen die Ohnmacht und Verzweiflung, die uns manchmal befällt.
FAQ
Ganz konkret geht es mit unserem Projekt Boatspotting um die Unterstützung der Seenotrettung. Wir sehen unsere Arbeit (anders als andere NGOs in dem Feld) nicht als humanitären Beitrag, sondern als Baustein, um politischen Druck aufzubauen und sichere Fluchtwege zu schaffen.
Eigentlich geht es nicht um Zivilen Ungehorsam. Denn gegen wen würden wir den Ungehorsam leisten? Es ist ja so, dass es die Pflicht zur Seerettung gibt. Der würden wir nachkommen, in dem wir gesichtete Boote begleiten und Hilfe holen, die dann retten können. Das ist nicht illegal. Natürlich könnte es sein, dass durch unsere Anwesenheit Push Backs verhindert würden, aber das wäre nur ein Nebeneffekt und würde kein ZU sein, sondern über unsere Medienarbeit in die Welt 😉 getragen werden.
Es gibt viele NGOs in der Region. Diese sind fast alle auf Rettung ausgerichtet und haben große Boote mit einem sehr großen finanziellen Aufwand, um eine Mission zu stemmen. Es fehlt an vielen kleinen Booten, die in Seenot geratene Boote sichten können. Auch können wir die Suchbewegungen der großen Rettungsboote unterstützen, wenn die, aufgrund unklarer Positionsangaben, eigentlich in zwei Richtungen suchen müßten.
Wir haben zu vielen NGOs (SeaWatch, Sea Eye, SeaPunks, ResQship, Mare GO und United4Rescue) Kontakt aufgenommen und intensive Gespräche geführt. Sie alle begrüßen sehr, dass wir mit einem kleinen Projekt und einem kleinen Segelboot starten wollen. Sie bejahen den dringenden Bedarf an unserer Arbeit.
Warum wir jetzt mit dem Motto: "Das Wendland schickt ein Schiff" arbeiten wollen, liegt an dem Wunsch nach politischer Veränderung der bestehenden Aufnahmepraxis bzw. Abschottungspolitik. Wir haben das Ziel, dass der Landkreis Lüchow-Dannenberg eine Patenschaft für unser Projekt Boatspotting übernimmt und damit regelmässige Veranstaltungen zu Menschenrechten, Flucht und Migration und Handlungsmöglichkeiten in Zusammenarbeit mit unserem Verein "Grenzenlos-People in Motion e.V." stattfinden. Ein weiteres Ziel ist die angestrebte Erklärung des Landkreises bzw. seiner Städte, Sicherer Hafen zu sein.
In allem Tun des CompassCollective wird es um netzwerken und die Nutzung von Synergieeffekten in der Zusammenarbeit mit bestehenden Gruppen für das Menschenrecht auf Asyl und sichere Fluchtrouten sein.
Es geht nämlich nicht nur um die Situation von Flüchtenden, es geht auch um unsere eigene Würde hier in Deutschland. Solange wir Menschen im Mittelmeer ertrinken lassen, verletzen wir uns selber. Und das schädigt uns als Gesellschaft. Hier braucht es eine Transformation zu einer Gesellschaft, die sich selbst in die Augen sehen kann, ohne ertrinkende Menschen darin gespiegelt zu sehen.
Seit dem Ende der Castor-Proteste 2011 gab es ein politisches Vakuum, der Widerstand auf der Straße fiel plötzlich weg. Diesen Raum füllte ab 2015 das Engagement von vielen Wendlländer*innen mit und für Geflüchtete. In diesem Zusammenhang haben wir den Verein Grenzenlos-People in Motion e.V. gegründet, um auf der Balkanroute handlungsfähig zu sein. Daraus ist jetzt das CompassCollective entstanden, mit dem neuen Projekt BoatSpotting.
Eigentlich sind wir nur eine Handvoll Aktivist:innen. Aber wir kommen mit der Erfahrung im Gepäck, dass es sich lohnt, gemeinsam was anzupacken. Wir haben das Boot, die Strukturen, die Vernetzung. Was es jetzt noch braucht ist Geld, um das Segelboot auch wirklich zu bezahlen und Aktivist:innen, die sich Zeit nehmen, Beobachtungseinsätze mit uns zu fahren. Und natürlich eine Kommune, die sich entscheidet, ins Bündnis „Städte Sicherer Häfen“ einzusteigen. Daran werden wir arbeiten.
Wir wollen handlungsfähig sein – gegen die Ohnmacht und Verzweiflung, die uns manchmal befällt. Wir wollen zeigen, dass wir etwas tun können: Auf See und natürlich auch auf Land. Und wir wollen zeigen, dass auch kleine NGOs aktiv werden können. Gegen das Sterbenlassen im Mittelmeer.
Unser Segelboot die Trotamar III ist 13,5 m lang und kann sechs Aktivist:innen unterbringen. Wir fahren dreiwöchige Beobachtungseinsätze und dokumentieren Menschenrechtsverletzungen, halten nach Seenotfällen Ausschau und assestieren bei Rettungseinsätzen. Im Notfall retten wir. Auch können wir die Suchbewegungen anderer großer Rettungsschiffe unterstützen.
Ja, auch wir wären wohl von dieser Verschärfung betroffen, weil das Verkehrsministerium u.a. für kleinere Schiffe Auflagen wie in der Berufsschifffahrt erlassen will. Diese geplante Verschärfung steht im klaren Widerspruch zum Koalitionsvertrag, in dem festgehalten wurde, dass Zivile Seenotrettung nicht behindert werden darf. Aber wir werden uns davon nicht abhalten lassen.
Schon jetzt entwickelt sich die Fluchtroute von Tunesien Richtung Lampedusa zu einem neuen Hotspot. Wir rechnen mit einem größeren Fluchtdruck im globalen Süden (u.a. durch sich verschärfende Klimabedingungen); die Anzahl der Menschen, die die gefährliche Route über das Mittelmeer wählen, wird weiter zunehmen. Deshalb bedarf es mehr Organisationen, die die Zahl der gefährdeten Menschen dokumentieren und sichtbar machen, die Druck auf die europäischen Regierungen aufbauen, die vor Ort PushBacks verhindern, Rettung organisieren und auch sichere Landpassagen organisieren. Wir halten Nationalstaaten und kapitalistische Ausbeutungsstrukturen für eine der Grundlagen des Rassismus und der Abschottungspolitik in Europa. Im Moment bleibt uns nur, unsere eigenen Grenzen zu verschieben, uns auf den Weg zu machen und Menschen an den EU-Außengrenzen im Mittelmeer zu unterstützen.
BoatSpotting ist eine Kampagne des CompassCollective.
Kontakt: info@compass-collective.org
Das CompassCollective ist ein Projekt des gemeinnützigen Vereins Grenzenlos – People in Motion e.V. - den wir 2015 gemeinsam mit Freund:innen gegründet haben, um Flüchtende zu unterstützen.
Weitere Informationen zum Verein: www.grenzenlos-people-in-motion.eu
Katja Tempel und Matthias Wiedenlübbert an Bord der "Trotamar III"
BoatSpotting braucht Unterstützung!
Seit Ende August 2023 finden dreiwöchige Beobachtungseinsätze vor Lampedusa statt, bei denen Menschenrechtsverletzungen dokumentiert, nach Seenotfällen Ausschau gehalten und bei Rettungseinsätzen von größeren (Rettungs-) Schiffen assistiert wird.
Du hast Erfahrung auf einem Segelschiff und im besten Fall bereits in der Seenotrettung und kannst dir vorstellen, die Crew auf der Trotamar III zu unterstützen?
Zur Erweiterung unseres Teams suchen wir Menschen, die mit ihren speziellen Qualifikationen bei uns einsteigen und unsere Landcrew bzw. Backoffice unterstützen.
Fragen? Melde dich bei crewing@compass-collective.org