Gemeinsame Stellungnahme von 52 Organisationen: Kriminalisierung von Seenotretter*innen verhindern!

Wir sind alarmiert über die geplanten Änderungen des Aufenthaltsgesetzes, die das Bundesministeriums des Innern und für Heimat dem Bundeskabinett vorgelegt hat.

Die Formulierungshilfe für einen Änderungsantrag der Fraktionen von SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP zum Entwurf eines Gesetzes zur Verbesserung der Rückführung (Rückführungsverbesserungsgesetz) bietet die rechtliche Grundlage, humanitäre Arbeit weiter einzuschränken und humanitäre Helferinnen und Helfer strafrechtlich zu verfolgen. 

Diese Kriminalisierung widerspricht der im Koalitionsvertrag hervorgehobenen Pflicht zur Seenotrettung und Verantwortung, diese nicht zu behindern.

Die Einschleusung in einen anderen Schengen-Staat (§ 96 Abs. 4 AufenthG) bezieht sich bisher nicht auf die uneigennützige Einschleusung nach § 96 Abs. 1 Nr. 1 Buchstabe b AufenthG. Nach dem neuen Entwurf soll jedoch auch die Beihilfe zur unerlaubten Einreise unter Strafe gestellt werden, wenn sie „wiederholt oder zugunsten mehrerer Ausländer“ erfolgt. Auf einen Vorteil für die Hilfeleistenden kommt es dann nicht mehr an.

Davon betroffen sind potenziell Seenotretterinnen, aber auch andere Menschenrechts-verteidigerinnen, humanitäre Organisationen und Geflüchtete selbst. 

Mit den geplanten Gesetzesänderungen würde sich Deutschland in eine europaweit zu beobachtende repressive Politik einreihen. Die Einschränkung zivilgesellschaftlicher Handlungsspielräume ist ein gefährlicher Trend, der gestoppt werden muss. Wir nehmen die Klarstellung des Bundesinnenministeriums, dass eine Kriminalisierung der Seenotrettung nicht beabsichtigt sei, dankbar zur Kenntnis. Die juristische Einschätzung zeigt jedoch, dass die für eine strafrechtliche Verfolgung ausschlaggebenden Straftatbestände in konkreten Fällen nach dem aktuellen Vorschlag erfüllt sein könnten. 

Deshalb fordern wir das Bundesinnenministerium auf, dem Bundeskabinett eine geänderte Formulierungshilfe vorzulegen, in der die Ausweitung des Paragraphen 96 zurückgenommen wird. Darüber hinaus fordern wir die Aufnahme einer humanitären Klausel, wie sie in Art. 1 Abs. 2 der Richtlinie 2002/90/EG vorgesehen ist, um Sanktionen gegen humanitäre Hilfe auszuschließen.

Sollte das Innenministerium dem Bundeskabinett keine neue Formulierungshilfe vorschlagen, fordern wir die Abgeordneten des Deutschen Bundestages auf, diese Änderungen in einem Antrag aufzugreifen und in den Bundestag einzubringen. 

Wir schließen uns der im Rahmen der Verbandsanhörung geäußerten Kritik am be-schleunigten Gesetzgebungsverfahren an und appellieren an alle am Gesetzgebungsprozess beteiligten Akteure, die Expertise der Zivilgesellschaft anzuhören und bei ihren Entscheidungen zu berücksichtigen. 

Seenotrettung und humanitäre Hilfe dürfen in und von Deutschland nicht kriminalisiert und behindert werden!

Unterzeichnende Organisationen, Stand 20. November 2023

  • ADRA Deutschland e.V.
  • Amnesty International Deutschland e.V.
  • Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland e.V.
  • Arbeitsgemeinschaft Migrationsrecht im DAV
  • Ärzte ohne Grenzen e.V.
  • AWO Bundesverband
  • AWO International e.V.
  • Brot für die Welt, Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung e.V.
  • borderline-europe – Menschenrechte ohne Grenzen e.V.
  • Bundesweite Arbeitsgemeinschaft Psychosozialer Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer – BAfF e.V.
  • Bundesweiter Koordinierungskreis gegen Menschenhandel – KOK e.V.
  • ECCHR – European Center for Constitutional and Human Rights
  • FATRA Frankfurter Arbeitskreis Trauma und Exil e. V.
  • Flüchtlingsrat Baden-Württemberg e.V.
  • Flüchtlingsrat Brandenburg
  • Flüchtlingsrat Bremen e.V.
  • Flüchtlingsrat Niedersachsen e.V.
  • Flüchtlingsrat NRW e.V.
  • Flüchtlingsrat Sachsen-Anhalt e.V.
  • Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein e.V.
  • FORUM MENSCHENRECHTE
  • GGUA Flüchtlingshilfe e.V.
  • Grenzenlos – People in Motion e.V. (CompassCollective)
  • Handicap International e.V.
  • International Rescue Committee IRC Deutschland gGmbH
  • Islamic Relief Deutschland e.V.
  • iuventa-crew
  • Kindernothilfe e.V.
  • MARE*GO
  • medico international
  • MEDITERRANEA Saving Humans (Italy)
  • MISEREOR
  • MISSION LIFELINE International e.V.
  • MV Louise Michel
  • Neue Richtervereinigung – Zusammenschluss von Richterinnen und Richtern, Staatsanwältinnen und Staatsanwälten e.V.
  • Netzwerk Afrique-Europe-Interact
  • Der Paritätische Gesamtverband
  • PRO ASYL Bundesweite Arbeitsgemeinschaft für Flüchtlinge e.V.
  • RAV (Republikanischer Anwältinnen- und Anwälteverein e.V.)
  • RESQSHIP e.V.
  • r42-SailAndRescue
  • SARAH gUG – Search And Rescue for All Humans
  • Sächsischer Flüchtlingsrat e.V.
  • Sea-Eye e.V.
  • Sea Punks e.V
  • Sea-Watch e.V.
  • Seebrücke
  • SOS Humanity e.V.
  • SOS-Kinderdörfer weltweit – Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V.
  • SOS Mediterranee
  • TERRA TECH Förderprojekte e.V.
  • terre des hommes
  • United4Rescue – Gemeinsam Retten e.V.
  • Women’s International League for Peace and Freedom Germany

TROTAMAR III – 50 Menschen gerettet

21. Juli 2024

In den Nachmittagsstunden hat die Trotamar III gemeinsam mit der Aurora von @seawatchcrew insgesamt 122 Menschen gerettet. 50 Menschen befinden sich jetzt an Bord der Trotamar III, 72 Menschen an Bord der Aurora.Die Menschen waren in einem nicht seetüchtigen Doppeldeck-Holzboot unterwegs, ohne Wasser, Essen und Rettungswesten sowie ohne genügend Kraftstoff, um einen sicheren Hafen zu…

Mehr lesen

TROTAMAR III startet einen neuen Einsatz

17. Juli 2024

Unsere neue Crew ist am 13. Juli in Licata eingetroffen! Adam, Astrid, Tabea, Theresa und Teun werden gemeinsam mit Skipper Matthias den fünften Einsatz im Jahr 2024 auf der Trotamar III fahren und in den nächsten Wochen die zivile Seenotrettung im Mittelmeer unterstützen.Die Crew hat bereits mit den Vorbereitungen auf dem Schiff begonnen und hat…

Mehr lesen

Die Crew der Trotamar III hat 64 Menschen aus akuter Seenot gerettet.

22. Juni 2024

Am 21.06.2024, ab den frühen Morgenstunden, assistierte die Crew der Trotamar III einem Schlauchboot in Seenot und versorgte die Menschen mit Rettungswesten. Die zuständigen Koordinierungsstellen für Seenotrettung reagierten allerdings nicht auf den Notruf, den die Crew nach der Sichtung des Bootes abgesetzt hatte.Als gegen 11 Uhr die sogenannte Libysche Küstenwache vor Ort auftauchte, sprangen einige…

Mehr lesen

TROATAMAR III sucht Boot in Seenot

17. Juni 2024

Die Crew der TROATAMAR III war heute auf der Suche nach einem in tunesischen Territorialgewässern treibenden Boot. Das Boot scheint am 10. Juni in Sfax gestartet zu sein und treibt seitdem ohne Wasser und Nahrung vor der Küste Tunesiens. Aus Verzweiflung haben die Menschen anscheinend begonnen, Seewasser zu trinken.Alarmiert durch Alarmphone nahm heute Nachmittag die…

Mehr lesen

Trotamar III beginnt Suche

15. Juni 2024

Heute morgen gegen 8 Uhr hat die Trotamar III Lampedusa in Richtung der tunesischen Fluchtroute verlassen. Die sechsköpfige Crew unter Skipper Matthias sucht nun nach Menschen in Seenot, um ihnen mit den an Bord zur Verfügung stehenden Mitteln zu helfen. Die tunesische Route ist momentan eine der wichtigsten Passagen für Geflüchtete, die von der afrikanischen…

Mehr lesen

Einsatz #4 beginnt: Wir nehmen Kurs auf Lampedusa

12. Juni 2024

Heute hat die TROTAMAR III den Hafen von Licata auf Sizilien verlassen und Kurs auf Lampedusa genommen. An Bord ist eine gut vorbereitete sechsköpfige Crew unter Skipper Matthias. Gemeinsam werden sie in den kommenden Tagen die zivile Seenotrettung im Mittelmeer unterstützen. An Bord unseres Segelschiffes befindet sich umfangreiches Rettungsmaterial, mit dem wir Menschen in Seenot…

Mehr lesen

Vorbereitungen für Einsatz #4

11. Juni 2024

Die vierte Crew dieses Jahres bereitet sich mit Skipper Matthias auf den Einsatz vor. Elly aus den Niederlanden, Enora aus Frankreich und Fabienne, Luca und Martin aus Deutschland haben bereits das Training im Hafen von Licata begonnen, um gut vorbereitet die zivile Seenotrettung im Mittelmeer zu unterstützen. Neben einer Bootseinweisung standen eine Inventur der medizinischen…

Mehr lesen

Klimastreik zur Europawahl!

27. Mai 2024

Am kommenden Freitag, 31. Mai, ist Klimastreik zur Europawahl! Die Klima Aktionsgruppe Hitzacker ruft zu einer Demo in Dannenberg auf: Das Klima schützen, die Demokratie erhalten & klare Kante gegen Rechts zeigen! –> Infos: https://klimastreik-wendland.de/ Der Klimawandel ist eine der bedeutsamsten Gründe, weshalb Menschen heutzutage fliehen müssen. Landwirtschaft ist in vielen Regionen Afrikas aufgrund steigender…

Mehr lesen

Demokratie verteidigen – Aufruf zur Demo in Salzwedel

25. Mai 2024

Für eine starke Demokratie überall in Europa: Rechtsextremismus stoppen – Demokratie verteidigen mit Demos vom 23. Mai bis 8. Juni 2024 im ganzen Land! Im Kontext dieses bundesweiten Aufrufs eines breiten Bündnisses rufen wir mit auf zu einer Demonstration in Salzwedel am 7. Juni. Unsere Demokratie ist in Gefahr. Demokratie bedeutet auch: Jeder Mensch darf…

Mehr lesen

Vorträge in Bad Bevensen und Salderatzen

23. Mai 2024

Auf Einladung des SPD-Unterbezirk Uelzen/Lüchow-Dannenberg werden am 24. Mai ab 16 Uhr Katja und Matthias im AWO-Treff, Bahnhofstr. 1, 29549 Bad Bevensen über unsere Einsätze an der EU-Außengrenze berichten. Am 7. Juni folgt ein zweiter Vortrag in Salderatzen / Wendland.

Mehr lesen