Neuer EU Migrationspakt beendet das individuelle Recht auf Asyl in der EU und wird noch mehr Tote auf See verursachen

Das Ergebnis der Trilog Verhandlungen über den neuen EU-Migrationspakt stellt einen Wendepunkt dar: Es ist eine der eklatantesten Missachtungen der Menschenrechte und des Leids an den europäischen Grenzen. Mit der Einigung über das Gemeinsame Euro- päische Asylsystem (GEAS) hat die EU beschlossen, einen Status quo in Gesetze zu gießen und zu zementieren, in dem Gewalt, Vernachlässigung, Folter und das Sterben- lassen von Menschen alltägliche Praxis sind. Die letzten Jahre haben eine Vielzahl grau- samer Praktiken gegenüber Menschen gezeigt, die in Europa ankommen: Sie werden in Lager wie Moria gepfercht, Kinder werden von ihren Eltern getrennt, Boote werden daran gehindert in der Ägäis sicher Land zu erreichen, Menschen werden an der kroatischen Grenze bewusstlos geschlagen oder an der polnischen Grenze erfrieren gelassen. Mit dem jetzt erzielten Abkommen wird all dies fortgeführt und sogar in Recht gegossen.

Wir sind schockiert darüber, wie die auf See verlorenen Leben zur Rechtfertigung dieser gewaltvollen Politik benutzt werden.

Heute hatte die EU die Chance, ein Versprechen einzulösen, das die Europäische Kommission vor 10 Jahren gegeben hatte, nachdem 360 Menschen bei einem einzigen Schiffbruch vor Lampedusa ertrunken waren. Damals erklärte die Europäische Kommis- sion, dass ihr Tod ein Weckruf sein sollte, um die Solidarität und gegenseitige Unter- stützung zu stärken und ähnliche Tragödien in Zukunft zu verhindern. Der Tod von 600 Menschen bei dem Schiffbruch vor Pylos in diesem Jahr war nicht einmal mehr leere Versprechungen wert. Tatsächlich war 2023 eines der tödlichsten Jahre im zentralen Mittelmeer: Mindestens 2.210 Menschen verloren ihr Leben.

Mit dem heutigen Abschluss der Verhandlungen hat die EU die Chance verpasst, sich auf zentrale Mechanismen zu einigen, um dem Sterben auf See ein Ende zu setzen. Es hätte Alternativen gegeben, die Leben hätten retten können. Was wir brauchen, sind: Sichere und legale Routen nach Europa, ein europäisches Seenotrettungsprogramm und eine gerechte Verteilung von Geflüchteten auf die EU-Mitgliedstaaten.

Stattdessen haben die EU-Institutionen beschlossen, die Rechte von Schutzsuchenden aktiv zu beschneiden und die Verstöße von Mitgliedsstaaten gegen das EU-Asylrecht zu legalisieren. Der neue Pakt wird den Zugang zu Schutz in Europa einschränken, indem er beschleunigte Asylverfahren an den Grenzen einführt, um Rückführungen zu erleichtern. Das gescheiterte Dublin-System wird beibehalten, und es wird kein echter Solidaritäts- mechanismus zur Unterstützung der EU-Mitgliedstaaten an den Außengrenzen einge- führt. Es wird keine einzige Lösung präsentiert, um die Sekundärmigration innerhalb der EU nachhaltig zu organisieren. Stattdessen sollen Geflüchtete vom Rest der Gesellschaft isoliert, in abgelegenen Lagern festgehalten und auf diese Weise jede Möglichkeit der Integration verhindert werden. Es werden keine sicheren und legalen Wege geschaffen, um in der EU Schutz zu suchen. Stattdessen sollen verschiedene Drittstaaten als sicher erklärt werden, auch wenn diese Länder ihre eigenen Staatsangehörigen verfolgen oder Flüchtlingen nicht einmal einen rechtlichen Status zugestehen.

All das wird noch mehr Menschen dazu zwingen, auf dem Seeweg zu fliehen und immer gefährlichere Routen zu wählen. Wieder und wieder werden Menschen sterben. Kein einziges Leben wird durch die heutige Entscheidung gerettet werden. Europa hat beschlossen, aus seinen schlimmsten Beispielen zu lernen: Das ist ein historisches Versagen und eine Verneigung vor den rechten Parteien Europas.

Unterzeichnende Organisationen, Stand 20. Dezember 2023

  • Compass Collective
  • Iuventa
  • Maldusa
  • MARE*GO
  • Mediterranea
  • MISSION LIFELINE
  • MV Louise Michel
  • RESQSHIP e.V.
  • r42 – sailandrescue
  • Salvamento Marítimo Humanitario
  • SARAH gUG
  • Sea-Eye e.V.
  • Sea-Watch e.V.
  • Seebrücke
  • SOS Humanity e.V.
  • United4Rescue – Gemeinsam Retten e.V.

Warum verweigern wir die Kommunikation mit Libyen?

5 September, 2025

Warum verweigern wir die Kommunikation mit Libyen in der Koordinierung von Seenotfällen? Weil Libyen kein sicherer Ort für Flüchtende ist! Seit 2014 herrscht in Libyen ein Bürgerkrieg, der ein rechtsfreies,…

Mehr lesen

15 Tage festgesetzt

3 September, 2025

15 Tage Festsetzung – Wir ziehen vor Gericht Am 25. August wurde unser Segelboot durch die italienischen Behörden rechtswidrig festgesetzt. Inzwischen haben wir erfahren, was das konkret bedeutet: 15 Tage…

Mehr lesen

Medic gesucht

1 September, 2025

Für den Einsatz vom 15. Oktober bis 10. November 2025 suchen wir eine deutschsprachige Medic (Krankenschwester, Hebamme, Sanitäterin, Ärztin oder mit Erfahrung in der medizinischen Unterstützung von People on the…

Mehr lesen

Transfer nach Licata

1 September, 2025

Wir haben die einmalige Erlaubnis bekommen, unser festgesetztes Boot von Lampedusa in unseren Heimathafen Licata auf Sizilien zu überführen. Nun liegt die Trotamar III wieder auf ihrem Stammplatz in der…

Mehr lesen

Unterstütze uns dabei, die Trotamar III zu befreien!

28 August, 2025

Unser Schiff Trotamar III wurde von den italienischen Behörden im Hafen von Lampedusa festgesetzt. Der Grund? Bei der Rettung von 22 Menschen am letzten Wochenende haben wir nicht den libyschen…

Mehr lesen

Trotamar III in Lampedusa festgesetzt

26 August, 2025

Nach der Rettung von 22 Menschen wurde uns gestern verboten, den Hafen in Lampedusa zu verlassen. Unserer Crew wird vorgeworfen, die sogenannte libysche Küstenwache nicht informiert zu haben, als wir…

Mehr lesen

Angriff von der sogenannten Libyschen Küstenwache

26 August, 2025

Solidarität mit der Ocean Viking! Das Rettungsschiff von sosmediterranee wurde am Sonntag in internationalen Gewässern von der sogenannten libyschen Küstenwache beschossen – 20 Minuten lang mit hunderten Schüssen. Zum Glück…

Mehr lesen

22 Menschen gerettet

25 August, 2025

Gestern morgen gegen 8 Uhr sind wir auf ein kleines, seeuntaugliches Glasfaser-Boot gestoßen – tief im Süden unseres Einsatzgebietes, in der libyschen Such- und Rettungszone. Der Motor war ausgefallen, sodass…

Mehr lesen

In Lampedusa eingetroffen

21 August, 2025

Vorgestern am späten Abend ist die Trotamar III auf Lampedusa angekommen. Auf dem Weg dorthin hat die Crew ein erstes Offshore-Training absolviert.Auch heute ist die Crew mit Trainings beschäftigt. Für…

Mehr lesen

Unsere neue Crew ist eingetroffen

18 August, 2025

In unserem Quartier in Licata ist unsere neue Crew angereist: David, Gauthier, Lara, Manon und Rosy aus Frankreich, Belgien und Luxemburg. Zum ersten Mal werden wir mit einer französisch-sprachigen Crew…

Mehr lesen